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Eifel – Teil 2 und Heimreise

Montag abend bin ich einfach nur noch ins Bett gefallen, der Tag war grandios, aber auch echt anstrengend!

Als ich diese Tour geplant habe, hatte ich Ursula und Mike gegenüber einen Wunsch geäußert und der ging heute in Erfüllung. Dafür hieß es um 8 Uhr morgens: Abfahrt! Mike startete mit mir bei bestem Wetter und zu dem Zeitpunkt noch angenehmen Temperaturen im offenen Ford Mustang Cabrio. Wir cruisten durch die Eifel und ich genoß den Sound des V8-Motors. Nach einer halben Stunde kamen wir an der Greifvogelstation Hellenthal an. Ich hatte mir gewünscht, die Greifvögel, mit denen Ursula und Mike auf der Station arbeiten, aus nächster Nähe kennenzulernen. Und das wurde heute möglich! Mike stellte mich kurz allen vor, und dann ging es schon los. Ich wurde sofort eingespannt. Als erstes galt es, die einzelnen Vögel aus ihren Gehegen zu holen, sie zu wiegen und dann an ihre „Arbeitsplätze“ zu bringen. Ein Neuling, wie ich, darf natürlich nicht erwarten, sofort mit dem ausgewachsenen Weißkopfseeadler auf der Hand losgelassen zu werden. Solch ein Tier ist aus nächster Nähe sehr imposant und Krallen und Schnabel sind nicht ohne! Sie haben auch ihren eigenen Charakter und manch einer mag halt keine Fremden. Somit startete ich unter Ronja’s Anleitung und lernte, wie man den Vogel dazu bewegt, auf die Hand zu steigen. Dann wird das „Geschüh“ mit einem Karabinerhaken am Handschuh befestigt und mit Daumen und Zeigefinger gehalten. Das Geschüh (weiche Ledermanschetten, die an den Füßen angebracht sind), verhindert das unkontrollierte Abspringen des Vogels. Dann geht es mit dem Vogel auf der Hand zur Waage. Das tägliche Wiegen dient in erster Linie dem Gesundheitscheck. Danach wird er auf seinen Platz nach draußen gebracht. Hier setzt man ihn ab und sichert das Geschüh wieder mit einem Haken. Ich startete mit einem Wüstenbussard, auch ‚Harris Hawk‘ genannt und es ist gar nicht so einfach getan, wie oben erzählt… Aber Ronja und Mike hatten gute Tips und so wurde ich schnell etwas sicherer und ruhiger. Der beste Tip kam von Mike: „Atmen, Christian, atmen!“ Gute Idee, das hatte ich fast vergessen. So holten wir einen nach dem anderen und füllten den Platz als Vorbereitung für die Flugshow, die um 11 Uhr starten sollte.

Einer der schönsten Vögel war, nach meinem Geschmack, der Kordillerenadler.

Das ist schon ein etwas größerer Vogel mit fast 2 kg Körpergewicht, der mich schon sehr beeindruckt hat. Wenn man so ein Tier auf der Hand hat und ihm direkt in die Augen sehen kann, ist das schon etwas ganz Besonderes!

Die wirklich großen Adler überließ ich dann lieber den Profis. Der eine oder andere von ihnen kann auch schon mal etwas schlecht gelaunt sein und zeigt das dann auch recht deutlich, damit muss man schon umgehen können…

Nachdem das erledigt war, machten wir uns ans Reinigen der Gehege. Ich war ja nicht als zahlender Gast da und somit konnte ich hier auch hinter die Kulissen schauen. So erkennt man, was alles an Arbeit und Zeit nötig ist, bis diese prachtvollen Tiere dem Publikum präsentiert werden können. Es war auch schön zu sehen, mit welcher Leidenschaft und Freude alle bei der Arbeit sind. Man sagt, dass die Vögel sowieso nicht verstehen, was man zu Ihnen sagt, aber wirklich Jeder wurde mit einem fröhlichen „Guten Morgen“ und den verschiedensten Kosenamen begrüßt und nach seinem Befinden befragt.

Kurz vor 11 waren wir mit unseren Arbeiten fertig und ich konnte mir die Flugvorführung anschauen. Die Show startete spektakulär mit einem Uhu. Welch ein mächtiges und prächtiges Tier, welches lautlos von einem Falkner zum nächsten flog, um sich bei jeder Landung eine kleine Belohnung abzuholen. Dazu wurde viel Wissenwertes vorgetragen, auch zu den anderen Schönheiten, die im weiteren Verlauf ihren Auftritt hatten. Die Falken durften ihre Schnelligkeit (bis zu ~ 300 km/h) unter Beweis stellen, in dem sie aus der Luft auf eine vom Falkner geschwenkte Beuteatrappe herabstürzten, dann abdrehten, mit traumhafter Sicherheit in Höchstgeschwindigkeit durch die Bäume flogen und sich wieder hinauf schwangen, um direkt den nächsten Angriff zu fliegen. Wirklich toll anzusehen! Danach waren die Harris Hawks an der Reihe, die von Grace und Mike im Duo vorgestellt wurden. Wunderschön anzusehen in Dunkelbraun, mit den roten Federn an den Beinen und Schultern. Zum Abschluß die Krönung mit ein paar Weißkopfseeadlern, in verschiedenen Alterstufen. Erst bei den Älteren bildet sich die charakteristische weiße Färbung des Kopfes und die gelbe Färbung des Schnabels, wie man ihn als Wappenvogel der USA kennt. Da konnte ich rundherum faszinierte Gesichter sehen, als dieser majestätische Vogel durch die „Arena“ schwebte.

Nach der Vorstellung nahm Mike ein junges Pärchen, die Ihren Gutschein für einen Tag beim Falkner einlösten, und mich mit zu einem Spaziergang durch den angrenzenden Wildtierpark. Der Gang war in erster Linie als Training für die jungen Vögel gedacht, damit sie lernen, auf dem Handschuh zu sitzen. So bekamen wir drei „Lehrlinge“ jeder einen Vogel. Die beiden „Gutscheine“ einen Harris Hawk, ich einen Rotschwanzbussard. Und dann los! Das war toll, ich fing auch schon nach kurzer Zeit eine rege Konversation mit meinem Schützling an… Beim Training der Bussarde konnten aber auch wir Einiges lernen. Wie z.B. bekomme ich den Vogel wieder zurück auf meine Hand, wenn er einfach losfliegt? Oder das sie keine Hunde mögen… Ich fand aber, dass wir beide uns ganz gut gemacht haben.

Nach einer halben Stunde, in der wir auch die Attraktion bei den anderen Besuchern des Parks waren, lieferten wir unsere neuen Freunde wieder ab. Das Thermometer war mitterweile kräftig geklettert, wir verabschiedeten uns und machten uns auf den Rückweg. Die Hitze zwang uns dann für den Rest des Nachmittags auf die Liegen im Schatten und wir erholten uns bei Radler, Eiskaffee und einem kleinen Nickerchen. Was für ein toller Tag!

Wer einmal in der Nähe ist, sollte sich die Station mal ansehen. Adler und Co. begegnet man evtl. auch mal bei größeren Veranstaltungen, die Hellenthaler sind häufig mit den Tieren unterwegs. Mike erzählte mir sehr anschaulich, wie es ist, wenn man längere Strecken mit dem Bus unterwegs ist und die Schreihälse direkt hinter einem auf der Stange sitzen. Aber er liebt sie trotzdem!

Auf dem Abendprogramm stand dann noch der spontane Transport von zwei, ca. 7 Meter langen Erlenstämmen zu Mikes kleinem Sägewerk mit Hilfe von Trecker und Bagger, danach ein feines Abendessen. Jetzt zollten wir dem Tag und der Hitze Tribut und verzogen uns in die Betten.

Heimreise

Für den nächsten Tag waren 36° und Gewitter ab dem frühen Nachmittag vorhergesagt. Deshalb klingelte der Wecker schon um 7 Uhr, ich packte mein Zeug zusammen und machte das Moped startklar. Ich trank noch einen Kaffee mit Ursula und Mike zusammen, dann mussten wir uns leider verabschieden. Die Rückfahrt über 420 km mit einer Fahrtdauer von ca. 7 Stunden verlief relativ ruhig. Das Navi hatte allerdings eine schöne Strecke ausgetüftelt, ich hatte viel Spaß am Fahren und konnte die ganze Woche noch mal Revue passieren lassen.

Danke Petrus, ich habe auf 2090 gefahrenen Kilometern nicht einen einzigen Tropfen Regen gehabt.

Danke an all die lieben Menschen, die mich aufgenommen und sich Zeit genommen haben, um mir ihre neue Heimat oder ihre große Leidenschaft zu zeigen. Danke dafür, sich aufzumachen, um sich mit mir zu treffen und einen Tag zusammen Moped zu fahren. Danke an alle treuen Leser, ich hoffe, es hat euch gefallen.


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1 Kommentar

  1. Und wie es mir gefallen hat! Der letzte Abschnitt deiner Reise war ja wohl die Krönung. Ich als Leserin habe zu danken für deine Energie, die du oft spät in der Nacht noch aufgebracht hast, um all diese tollen Berichte und Fotos bereitzustellen. Ich freue mich schon auf dein nächstes Abenteuer.

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