_.cpu._

Hausstrecke (114 km)

Hallo zusammen…

Meine geplante Tour für September fand leider nicht statt. Es hat sich einfach kein passender Termin mit entsprechendem Wetter gefunden.

Somit möchte ich als kleine Entschädigung mal einen Begriff vorstellen, der (noch) nicht mal in Wikipedia erklärt ist:

Die Hausstrecke.

Für den/die Mopedfahrer/fahrerin ist das eine Strecke, die meistens direkt vor der Haustür beginnt. Eine Tour, die man ‚mal eben schnell‘ fahren kann. Die Route ist bekannt und schon zig-mal gefahren, man braucht also kein Navi. Im Allgemeinen ist die zu fahrende Strecke auch nicht so lang (in dem heutigen Beispiel 114 km), so dass sie sich gut für eine entspannte Feierabendrunde eignet.

Einfach so losfahren, weil das Wetter grade so schön ist. Mal kurz abschalten und den Kopf freibekommen. Und weil man ziemlich genau weiß, wo es lang geht, kann man das sehr relaxed angehen… Oder auch etwas sportlicher, wenn einem danach ist.

Also bin ich gestern, kurz vor der Winterpause, bei bestem Wetter noch mal los. Diesmal hab ich allerdings extra für euch ein paar kurze Stopps eingelegt, um einige Fotos zu machen.

Wenn dann jemand fragt: „Wo bist du gewesen?“, ist die kurze Antwort meist: Ostfrieslandrunde!

Im Norden fehlt es ja leider ein wenig an richtig kurvigen Strecken, aber nach einiger Suche hat sich dann diese Tour als ganz passabel herausgestellt:

Hausstrecke
Zum Vergrößern die Karte anklicken…

Die Strecke führt zum größten Teil durch Ostfriesland und folgt dabei den Flußläufen von Jümme, Leda und Ems, das gibt schon ein paar Kurven…

Teile der Tour sind auch die deutsche Fehnroute und die Kirchenroute.

Je nach Stimmungslage gehe ich die Fahrt entweder ganz entspannt und touristisch an oder ich versuche mal wieder, meine Rundenzeiten zu verbessern 😉 . Alles ist möglich…

Das ist aber nicht der einzige Grund, warum ich diese Strecke so liebe, sehr gern mal Gäste mitnehme oder jemanden mit dem Auto auf die Tour schicke…

Es ist irgendwie eine andere Welt in diesem Teil von Ostfriesland, mit einem ganz eigenen Charakter. Die Zeit läuft hier langsamer. Und auch wenn ich hier gefühlt schon tausend Mal war, wird es nicht langweilig…

Hat jemand schon mal von Driever, Esklum oder Kloster Muhde gehört?

Die weiten Wiesen und Weiden, die kleinen, urigen Ortschaften, die krummen, schiefen Backsteinkirchen und alte Höfe und Häuser, deren Bewohner viel Mühe in kleine Details gesteckt haben.

Dann aber wieder auch ‚Behausungen‘, an denen die Zeit sehr genagt hat.

Ab und zu gibt es auch nette Begegnungen mit ‚Einheimischen‘:
Einmal war die Straße gesperrt, standesgemäß mit Strohband!
Ein Bauer stand auf der Straße und überwachte den Zug seiner Kühe auf die Weide. Er machte keine Zeichen oder winkte hektisch, um mich zu warnen. Er stand ja auf der Straße, also musste ich ihn zwangsläufig sehen 😉 .

Ich hielt an, stellte den Motor aus und setzte den Helm ab. So entwickelte sich ein typisches Gespräch…

Ich: Moin.
Bauer: Moin.

Ich: Dauert wohl noch länger?
Bauer: Jo.

Ich: Wie viele kommen denn da noch?
Bauer: Sind 132.

Das hätte auch eine gute Flens-Werbung abgegeben.
Aber dann wurde er doch noch recht redselig und wir haben unter anderem die Vorzüge der Weidehaltung von Kühen, sowohl für die Tiere als auch für den Landwirt, diskutiert. Und noch einiges Anderes, bis dann die letzte Kuh, ganz in Ruhe, die Weide betreten hatte. Dann wurde die Sperrung aufgehoben und mit einem kurzen Gruß ging die Fahrt weiter.

Alltag in Ostfriesland.

Ich nehme euch mal mit auf die Tour:

Wir starten vom Kammersand, fahren ‚hintenrum‘ Richtung Barßel. Bei der ‚Queen of Texas‘ beginnt dann die eigentlich kurvige Strecke, es geht die Deichstraße am Barßeler Tief entlang. Dann durch Stickhausen, links, rechts und nochmal rechts abgebogen und da ist auch schon wieder mein Lieblingsverkehrszeichen:

Fun is not a straight line...

Ab hier folgen wir dem Verlauf der Jümme, immer am Deich entlang:

Klicken für ein großes Bild…

So erblicken wir in Neuburg die erste von vielen, kleinen Backsteinkirchen:

Klicken für ein großes Bild…

Aus dem Dorf raus folgt dann ein Teil, den ich meist recht sportlich fahre. Am Ende in Amdorf gibt es häufig eine kleine Atempause, da die Brücke über die Leda nur einspurig ist und der Verkehr per Ampel geregelt ist. Das ist übrigens die schmalste Brücke in Deutschland! Wer mal in der Nähe ist, sollte sich auch die Pünte, die älteste per Hand betriebene Wagenfähre in Europa, anschauen… Hier jagt ein Superlativ den Nächsten!

Die Ampel springt auf Grün!
Jetzt über die Brücke und dann rechts, weiter geht es, sehr winklig und etwas unübersichtlich am Leda-Deich entlang, bis kurz vor Leer. Ein kurzer Sprint auf der B70, dann wieder rechts zurück auf kleine Straßen. Entlang der Leda und der Ems kommen wir nach Esklum. Ein kleines Dorf, fast alles in rotem Klinker, selbst die Straße. Aber mit einem Dorfteich und der obligatorischen Kirche aus Backstein.

Nächste Station: Driever. Hier hat man die Ortsdurchfahrt sehr schön mit grobem Pflaster gestaltet, so dass es schwierig ist, die vorgeschriebenen 30 km/h zu erreichen. Dadurch hat man aber Zeit, einen Blick auf die Kirche zu werfen:

Klicken für ein großes Bild…

Weiter durch kleine Dörfer, vorbei an allerlei Kuriositäten, wie:

Klicken für ein großes Bild…

oder:

bis nach Mittling-Mark. Dort gibt es einen Angelteich mit Insel, an dem wir eine kurze Pause einlegen.

Klicken für ein großes Bild…

Das ist auch der Wendepunkt, ab hier fahren wir wieder zurück. Die Amdorf-Brücke lassen wir dann allerdings links liegen und nach dem Abbiegen auf den Arnold-Goudschaal-Weg wird es richtig eng. Wir folgen ganz nah dem Leda-Deich und fahren an weiten Wiesen und Feuchtgebieten vorbei bis zum 135 ha großen Entlastungspolder an der Leda. Hier ist Anhalten Pflicht! Der Polder ist ein Paradies für Wasservögel. Man sollte sich ruhig etwas Zeit nehmen und einfach mal schauen…

Klicken für ein großes Bild…

Nun wird es langsam Zeit, den Rest der Tour in Angriff zu nehmen. Noch ein letztes Mal in den Sattel und ein paar Kurven kratzen. Wir kommen wieder nach Velde und fahren geradeaus Richtung Holtgast. Beim Passieren des Ortsausgangsschild von Detern packt es mich jedes Mal wieder. Hier beginnt eine ca. 1,5 km lange, schnurgerade Strecke, die links von einer Bahnlinie und rechts vom Aper Tief begrenzt wird. Es kann also niemand von der Seite kommen und die komplette Strecke ist sehr gut einsehbar. Also wird hier das maximale Beschleunigungspotential getestet! Kurz danach kann man mit einem breiten Grinsen am Bikertreff ‚Zur Schanze‘ einen Kaffee unter Gleichgesinnten genießen. Bei schönem Wetter sammeln sich hier so ziemlich alle Mopedfahrer aus der Umgebung, so dass es auch noch Einiges an Technik zu Bestaunen gibt.

Jetzt noch der Endspurt über Nordloh und Godensholt bis zum Kammersand und nach ca. 2,5 Stunden ist man entspannt, gut gelaunt und hoch zufrieden am Ziel angekommen.

Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen Feeling vermitteln.

Wer Interesse hat, kann von mir gerne die Tourdaten fürs Navi bekommen oder auch mit mir zusammen fahren (Moped oder Auto).

Falls ihr jetzt immer noch nicht genug habt, kann ihr euch hier ein kurzes Video (8:34 min) anschauen.
Zum Video: Ich empfehle, das auf einem großem Bildschirm im Vollbild anzuschauen. In dem Video habe ich mit verschiedenen Musikstücken experimentiert, wen das stört, der möge den Ton abschalten …
Viel Spaß dabei.

Dann bis zum nächsten Beitrag…

6 Kommentare

  1. Hey Christian,
    macht Spass deinen Tourenbericht zu lesen: spannend – anschaulich – informativ – lebendig und Neugierde weckend auf deinen nächsten Bericht!
    Der Hammer ist die neue Folge der Flenswerbung!!!!!!!!!
    Und schöne Bilder :)))
    Und Wikipedia muss nun deine Erklärung der Hausstrecke übernehmen:
    ich bin dafür ;))))))
    Wünsche dir auf die letzten Saisontage noch viel Sonne!
    LG Sjoukje

  2. An Dir ist ja ein richtiger Reiseschriftsteller verloren gegangen. Ich hab Lust bekommen, die Tour mit dem Auto abzufahren.
    Vielen Dank für diesen tollen Beitrag!

  3. Lieber Christian!!
    Ich möchte Dich gern auf einer solchen Tour begleiten *smile* …. ich würde auch alles geben, um dran zu bleiben!
    Das liest sich einfach toll und ist es in echt bestimmt auch!!

    Fürs Navi nähme ich die Daten auch gern … allerdings ist mein Navi schon so alt, dass ich Zweifel dran hege, ob es die Daten frisst.
    ….
    Vielen Dank für diesen tollen Bericht!!

  4. Sehr schön geschrieben, großer Bruder!
    Da bekomme ich richtig Lust, diese Strecke mit meinem Moped zu fahren. Allerdings muss ich bei 50ccm wohl einen ganzen Tag einplanen…

Schreibe einen Kommentar zu Sjoukje Antwort abbrechen