Kurz, aber gut!
Freitag:
Wir hatten uns vor einiger Zeit für das erste September-Wochenende im Haus Recke einen Schlafplatz reserviert. Man hofft bei so einer Buchung ja immer auf gutes Wetter und wir hatten diesmal wieder Glück. Bei dem Blick auf die Wettervorhersage bin ich dann sogar ohne Regenkombi losgefahren.

Gestartet bin ich am Freitag kurz nach 12 Uhr, da war es schon kuschelig warm. Aber auf den kleinen Nebenstraßen konnte man zum Großteil im Schatten der Straßenbäume fahren. So läßt es sich aushalten…
Es ging ganz entspannt und ohne Zeitdruck Richtung Süden, es war wenig los auf den Straßen. Bei 31° hatten sich die meisten wohl ans Wasser oder in den Schatten verzogen. Ich ließ die Z900 einfach laufen, machte ab und an eine kurze Pause und kam gegen viertel nach 5 im Sauerland an.

Ich parkte mein Moped im Unterstand und stieg ab. Bevor ich den Helm abnehmen konnte, stand Jasmin (eine der Mitarbeiterinnen im Haus Recke) schon mit einem frisch Gezapften vor mir und hieß mich willkommen! Dann hörte ich schon ein ‚Hallo‘ aus dem Schatten unter einem Baum, dort hatte es sich Ulli, unser Gastgeber, bequem gemacht. Also ließ ich meine Sachen erstmal am Moped hängen, setze mich dazu und genoß mein Bierchen. Wir hatten uns schon lange nicht mehr gesehen, so gab es Einiges zu erzählen.

Kurze Zeit später trafen zwei Harleyfahrer aus Bremen ein, auch hier war Jasmin sofort zur Stelle und zauberte ein Lächeln auf die Gesichter der beiden Biker. Diese schnappten sich gleich zwei Stühle und gesellten sich zu uns in den Schatten.
Nachdem das Wichtigste erzählt war, bezog ich unser großzügiges Loft, welches mit 4 Schlafplätzen genug Platz für unsere Wochenend-Truppe bieten sollte. Nachdem ich mich eingerichtet hatte, wechselte ich auf die Restaurant-Terasse, um noch etwas für den Flüssigkeitshaushalt zu tun. Kurze Zeit später trafen dann auch Matze und Claus ein und wir alle freuten uns über das Wiedersehen.
Nun ging es daran, die gewohnt gute Küche zu testen und wir wurden, wie immer, nicht enttäuscht. Unser Gastgeber gesellte sich zu uns an den Tisch und es wurden jede Menge alte und neue Geschichten erzählt. Erst spät ging es ins Bett, als Schlaftrunk reichte Ulli noch einen hervorragenden Grappa.
Und wir mussten nicht streiten, wer in welchem Bett schläft, denn Claus bekam sein eigenes Loft und Matze durfte im frisch renovierten ‚Chef‘-Zimmer nächtigen. So konnte jeder so laut schnarchen, wie er wollte…
Samstag:
Gut ausgeschlafen trafen wir uns um 9 Uhr zum Frühstück. Ich hatte so eine Ahnung und nahm mein Navi mit. Wie vermutet, kam dann Ulli vorbei und forderte mein Garmin. „Ich mach euch da was Schönes drauf…“. Ja, das kennen wir schon und es war immer richtig gut! Frisch gestärkt zogen wir uns um und machten uns fertig für die Tour. Ulli stand draußen und hatte mein Navi schon am Moped befestigt: „Ihr fahrt die 6-Stauseen-Tour!“ Ich war gespannt!

Unser Gastgeber wäre nur zu gern mitgefahren, konnte sich aber leider nicht von seinen Verpflichtungen freimachen…
Also ging es locker und entspannt los, Matze war das erste Mal seit einem Jahr wieder auf dem Moped. Ich hatte mich schon lange auf diese Tour gefreut und nach kurzer Zeit wusste ich auch, warum. Ulli hatte, mal wieder, eine grandiose Route ausgearbeitet. Kleine, aber feine Straßen führten uns durch abgelegene Täler und auf die Bergkämme für tolle Ausblicke. Bei der ersten Pause schauten wir gegenseitig in unsere strahlenden Gesichter! Alle drei waren hochzufrieden. Das Wetter war großartig und die Laune konnte nicht besser sein…






Weiter ging es, rauf und runter, dem Ufer der Stauseen folgend. Dann auf einem der Staudämme übers Wasser und wieder hinein in das nächste, kühle Waldstück. Den Berg hinauf und in engen Windungen wieder herunter.
Mopedfahrer’s Traum!
Bei der Planung wurden natürlich ein paar Aussichtspunkte und ein Platz für eine Kaffeepause eingebaut. So liebe ich das!
Auf halber Strecke kehrten wir am Aussichtsturm ‚Hohe Bracht‘ ein, um uns ein wenig zu stärken. Bei schönem Wetter am Wochenende ist hier sonst immer ‚der Bär los‘, aber heute hatten sich nur wenige auf die Beine gemacht. Die Quecksilbersäule war auch schon wieder über 30°geklettert, viele Menschen blieben da wohl lieber in der Nähe vom Wasser, die Strände an den Stauseen waren jedenfalls gut besucht. Uns konnte das nur Recht sein.


Auch die zweite Hälfte der heutigen Tour war wunderschön zu fahren, alles vom Feinsten. Wir ließen es entspannt laufen und kamen somit erst um halb 7 wieder im Hotel an. In Sorge um unseren Flüssigkeitshaushalt brachten unsere Gastgeber sofort kühle Getränke. Wir ließen uns, noch in voller Montur, auf der Terasse in die Liegestühle fallen und waren mit unserem ‚Nach-Tour-Radler‘ so ziemlich wunschlos glücklich!
Nach einer Dusche ging es zum Essen, welches wieder hervorragend war. Wie am Vorabend versprochen, verwöhnte Ulli uns dann noch mit sehr edlen Tropfen aus seiner Havanna- und Whiskylounge. Müde vom Tag wollten wir dann eigentlich schlafen gehen. Aber wie schon so oft, „verirrten“ wir uns dann doch noch in Ulli’s Garage. Wer schon mal da war, kennt diesen Traum vieler Mopedfahrer… Eine große Halle mit Platz für viele Motorräder und Raum zum Schrauben. Dazu ein großes Sofa, ein stets gefüllter Kühlschrank und eine Wurlitzer Jukebox. Also gab es noch eine Runde ‚Corona Extra‘ und viele Fachgespräche. Die Müdigkeit war vergessen und die Zeit verging bei angeregter Fachsimpelei wie im Flug. Aber irgendwann schafften wir es doch in die Betten: Erschöpft, aber glücklich.

Sonntag:
Viel zu schnell war es schon wieder Zeit, abzureisen. Beim Frühstück wurde aber bekräftigt, dass wir viel öfter solche Kurztrips machen müssen! Um 10 Uhr brachen wir zur Rückreise auf, für mich stand allerdings noch weiterer Höhepunkt auf dem Programm. Wir machten uns auf, meine Lieblingsschwiegertochter Aline und meinen Sohn Lukas zu besuchen. Lukas war auch schon bei mehreren unserer Touren dabei. Matze und Claus wollten sich das liebevoll renovierte Heim der Beiden anschauen. Es gab eine Führung durch Haus und Garten und nach einer Erfrischung machten sich meine beiden Mitstreiter auf den Heimweg.
Aline und Lukas hatten zu Weihnachten einen Gutschein für einen Sauerland-Rundflug verschenkt und den wollten wir heute einlösen. Vorher ging es noch zur nahe gelegenen Motocross-Strecke, wo wir beim Training zuschauten. Sehr beeindruckend, was Mädels und Jungs dort auf der Strecke anstellten. Meterhohe Sprünge und rasante Kurvenfahrten bei hochsommerlichen Temperaturen, Respekt!
Nun aber zum Flugplatz!
Nach kurzer Wartezeit begrüßte uns Wolfgang, unser Pilot, am Rollfeld. Wir mussten noch ein wenig ausharren, da unsere Maschine noch in der Luft war. Ein kleines Mißverständnis bei der Planung 😉 !
Nicht weiter schlimm. Nachdem unsere Maschine wieder am Boden war, wurde noch schnell die Scheibe gereinigt und der Treibstoffvorrat gecheckt.
Alles ok, dann kann es ja losgehen.
Wir hatten in der Cessna 172 Platz genommen und Wolfgang erklärte uns ausführlich die Funktionen der einzelnen Instrumente.

Dann gab es die Starterlaubnis vom Tower und wir erhoben uns in die Lüfte. Es war nicht das erste Mal, aber ich finde es immer wieder faszinierend, wie anders die Welt doch von oben aussieht. Unser Pilot (ehemaliger Berufssoldat) plauderte munter drauf los und vermittelte Wissenwertes über die Orte am Boden. Manches kann man auch nur von hier oben erkennen… So drehten wir eine schöne Runde über das Sauerland und überflogen auch noch das Haus von Aline und Lukas…





Die halbe Stunde war schnell vorüber, unser Pilot brachte uns sicher wieder zurück auf die Erde. Als Bonus durften wir uns noch kurz im Tower umsehen. Ein tolles Erlebnis, vielen Dank! Aline erwartete uns im Flughafen-Restaurant. Nach einem kühlen Getränk und Waffeln mit Eis ging es dann zurück und nun musste ich wirklich die Heimreise antreten. Wieder rein ins Leder und los ging es Richtung Norden.
Über die Rücktour gibt es nicht mehr viel zu erzählen. Wenn man weiter nach Norden fährt, sind die meisten Straßen ziemlich grade. Das war aber gar nicht schlimm, so konnte ich dieses tolle Wochenende noch einmal Revue passieren lassen.
Und der Entschluß steht fest: Das machen wir jetzt öfter!
Unser Hotel kann ich jedem wärmstens empfehlen, auch ohne Moped!
Haus Recke in Balve im Sauerland.
Lustig war die Begegnung mit einem jungen Türken an einer Tankstelle. Er kam mit dem Toilettenschlüssel aus dem Verkaufsraum und blickte sich suchend um. Ich wies ihm den Weg zum WC und meinte: „Wenn Du fertig bist, gib mir doch bitte den Schlüssel.“ Er entgegnete: „Die Frauen müssen sich noch umziehen, willst Du vorher?“ Da ich noch Eis und ein Getränk hatte, machte ich den Fehler und sagte: „Nee, macht ihr man…“
Dann stiegen 3 junge Frauen aus einem weißen BMW. Alle gut geschminkt, dafür aber in Sweatshirts und Jogginghosen mit passenden Flip-Flops, eben sehr bequem. Sie rauschten direkt in den Toilettenraum. Ich aß in Ruhe mein Eis, trank meine Apfelschorle, checkte nochmal das Handy… Aber die Mädels kamen nicht wieder raus. Irgendwann entschloß ich mich, weiter zu fahren. Gerade als ich den Helm aufgesetzt hatte, öffnete sich die Tür und die Frauen kamen in rauschenden Ballkleidern auf High-Heels wieder zum Vorschein. Es sollte wohl zu einer Hochzeit gehen… Nächstes Mal bin ich schlauer…
Ulla
Das ist ja eine tolle story über ein superspannendes Wochenende!
Klasse‼️
cpu_blog
Danke 😉